Konzept „Faire Kita“ in der Kita Mandala
Einführung
Die Wertschöpfungskette alltäglicher Produkte wie Schokolade oder Tee nachzuvollziehen, diesen
Weg gemeinsam mit den Kindern zu erkunden und damit einen globalen Bezug unseres Konsums
herzustellen, ist in einer Fairen Kita Teil des Alltags. Die Vielfalt der Welt soll für die
Kinder unter dieser Thematik erfahrbar gemacht werden. Sie bekommen ein Verständnis für die
Welt, in der sie leben. Die Kinder lernen Zusammenhänge kennen, schärfen ihr Weltverstehen und
ihre Weltsicht, verstehen mit Vielfalt respektvoll umzugehen und werden vorbereitet, auf ein
Leben in einer globalisierten Welt.
Faire Kita ist eine Antwort auf die Globalisierung
und die damit verbundenen Risiken. Sie ist ein Ort belebter Solidarität und Vorreiter in der
Bildung für nachhaltige Entwicklung für Kinder in der Bundesrepublik. Es geht um faire
Beschaffung von Materialien und Lebensmitteln in der Kita sowie um die Stärkung der Bildung für
nachhaltige Entwicklung. Die Zertifizierung zur Fairen Kita ist ein Angebot des Netzwerkes Faire
Metropole Ruhr (Link)
Nachhaltigkeit ist im Bildungsprogramm für Kindertageseinrichtungen in Sachsen-Anhalt wie folgt formuliert:
„Menschen sind mit der Vergangenheit verbunden, handeln in der Gegenwart und richten ihr Denken und
Tun in die Zukunft. Menschen können nur über das verfügen, was andere vor ihnen erhalten, geschützt
und erschaffen haben. Aber ihre Möglichkeiten werden auch wesentlich dadurch bestimmt, was Generationen
vor ihnen zerstört haben. Jedes Tun hat also nachhaltige Folgen im Jetzt und für die Zukunft. Menschen
tragen somit Verantwortung für andere, die jetzt und nach ihnen geboren werden. So sind Menschen
auf der ganzen Welt und über Generationen voneinander existenziell abhängig. Menschen sind auf die
natürliche Umwelt mit Wasser, Luft, Pflanzen, Lebewesen und Bodenschätzen angewiesen, deren Qualität
die vorherigen Generationen erhalten hat. Menschen sind auch abhängig von gesellschaftlichen Ressourcen,
von dem Wissen und der Kultur, der Generationen vor ihnen. Jeder Mensch hat von Geburt an persönliche
Ressourcen. Dies sind unverwechselbare Besonderheiten, die seine Entwicklung und Bildung auf bestimmte
Weise beeinflussen und lenken. Individuelle Ressourcen bereichern das gesellschaftliche Zusammenleben
und halten Kultur lebendig. Natürliche, gesellschaftliche und individuelle Ressourcen sind Voraussetzungen
für das Leben in der Gegenwart und in der Zukunft.
Nachhaltiges Denken richtet die Aufmerksamkeit auf vorhandene Ressourcen im gesamten Lebensraum des
Menschen und fragt danach, wie diese zu erhalten und zu stärken sind.
Wer Verantwortung für Kinder übernimmt, ist zu nachhaltigem Denken und Handeln verpflichtet. Pädagogische
Fachkräfte denken und handeln nicht nur in der Gegenwart, sondern zugleich in besonderer Weise mit
Blick auf die Zukunft. Nachhaltiges Denken und Handeln sind demnach grundlegend für die Gestaltung
der Lebensbedingungen und Bildungsprozesse in Tageseinrichtungen.
Alles, was Kinder stärkt - aber auch schwächt - hat nicht nur Auswirkungen auf ihre gegenwärtigen
Lebenslagen, sondern immer auch auf ihre zukünftigen Chancen. In Tageseinrichtungen werden Bildungsprozesse
von pädagogischen Fachkräften so gestaltet und ermöglicht, dass Kinder in ihrer Persönlichkeit gestärkt
werden, dass ihr Wohlbefinden gepflegt wird und dass sie Erkenntnisse über die Welt gewinnen. So
werden individuelle Ressourcen von Kindern erhalten und für die Zukunft weiterentwickelt.
Pädagogische Fachkräfte stellen die unmittelbare personale Umwelt für die Kinder in Tageseinrichtungen
dar. Ihre persönlichen und professionellen Kompetenzen sind wichtige Ressourcen und eine Art „Rohstoff“
für die Bildungs- und Entwicklungsprozesse der Kinder. Diese Ressourcen werden deshalb gestärkt und
weiterentwickelt. Dies geschieht durch Wertschätzung und gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen,
aber auch durch Fort- und Weiterbildungen der pädagogischen Fachkräfte.
Tageseinrichtungen wirken sich auch als materielle Umwelt auf Kinder und pädagogische Fachkräfte
aus. Räume und Materialien sind so beschaffen, dass sie weder kurzfristig noch langfristig Gesundheit
und Wohlbefinden stören. Vielmehr sollen sie diese fördern. Die Speisen und Getränke, die den Kindern
und pädagogischen Fachkräften angeboten werdne, entsprechen Erkenntnissen über gesunde Ernährung.
Tageseinrichtungen sind als Organisationen in der Gesellschaft zu Nachhaltigkeit verpflichtet. Hierzu
gehört der verantwortliche Umgang mit Energie und Wasser, aber auch die Bevorzugung regionaler Produkte
und sozial gerechter Serviceanbieter.
Die Bildungsprozesse der Kinder dürfen durch den verantwortlichen Umgang mit Ressourcen jedoch nicht
eingeschränkt werden. Kinder gehen ihren Bedürfnissen - z.B. mit Wasser zu plantschen oder riesige
Bilder zu malen - nach und haben entsprechende Materialien zur Verfügung. Hierfür beobachten pädagogische
Fachkräfte bewusst den Verbrauch und bevorzugen wiederverwendbare Materialien oder abbaubare Stoffe.
Nachhaltiges Denken und Handeln ziehen sich so durch den gesamten Alltag der Tageseinrichtung, durch
die pädagogische Arbeit und die Organisation. Insbesondere Leitung und Träger tragen hierfür Verantwortung.
Nachhaltiges Denken und Handeln sind aber auch Themen von Bildungs- und Forschungsprozessen von Kindern.
Sie beschäftigen sich mit Fragen, die ihre Zukunft, die Zukunft der Menschen, der Natur, der Kultur
und der Welt betreffen. Sie ergründen Zusammenhänge von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und
von Ursache und Wirkung. Sie forschen danach, wie etwas entsteht, aber auch wie man es zerstört.
Kinder wollen wissen, wie die Welt funktioniert. Sie kommen zu Fragen der Nachhaltigkeit insbesondere
dann in Kontakt, wenn sie häufig unmittelbar in Berührung mit der Natur kommen. Daraus entstehen
Anlässe für Kinder und pädagogische Fachkräfte, sich gemeinsam Gedanken zu machen: über die Verantwortung,
die auch schon Kinder für den Schutz natürlicher Ressourcen tragen und über praktische Konsequenzen,
die daraus erwachsen.
Pädagogische Fachkräfte haben Wissen über die grundlegenden Fragen von Nachhaltigkeit, über Konsequenzen
für die Gestaltung des Alltages und darüber, wie sie mit Kindern diese Fragen bearbeiten, ohne dabei
die Forderung nach Nachhaltigkeit gegenüber den Kindern wie einen „moralischen Zeigefinger“ einzusetzen.
Tageseinrichtungen öffnen sich so für Themen der Nachhaltigkeit, die im Sozialraum und der Region
wichtig sind, aber auch für globale Themen. Sie schaffen in vielfältiger Weise Raum für Nachdenken
und für verantwortungsvolles Handeln im Sinne nachhaltiger Entwicklung.“ (Bildung: elementar - Bildung
von Anfang an, 2014, S.27-28)
Für die Kita Mandala beinhaltet das Konzept Faire Kita sowohl das Thema Fairer Handel, als auch kulturelle
und ethische Vielfalt, Nachhaltigkeit, Menschen- und Kinderrechte, die Wertschätzung für Vielfalt
und Herkunft, das gleichberechtigte Miteinander, verschiedene Familienmodelle, Genderneutralität,
ein Bewusstsein für Rassismus, Klimaschutz und Tierschutz sowie Tierrechte.
Bildungsangebote zu verschiedenen Themen
Mit den Kindern werden verschiedene Angebote entsprechend ihrer Altersstufe durchgeführt. Die primären Zielgruppen in der Kita sind verstärkt die Kometen und Raketen. Einfache, fassliche Themen können aber bereits früher angeboten werden:
- Vielfalt sichtbar machen
- Die Erde hat viele Länder und verschiedene Menschen
- Jedes Leben ist lebenswert
- Verschiedene Lebensgemeinschaften bzw. Familienformen
- Zutaten und Handlungswege von Schokolade mit Verkostung
- Handelswege der Bananen, Orangen, von Tee und Kakao
- Palmöl und Co
- Regenwald
- Siegelkunde Fairtrade
- Faires Weihnachtsfest
- Menschenrechte - Kinderrechte
- Kinderarbeit
- Armut
- Hilfe zur Selbsthilfe
- Brot für die Welt
- Lebensraum von Tieren
- Artgerechter Umgang mit Tieren
- Klimaschutz (autofreie Mobilität, Fahrrad, öffentliche Verkehrsmittel)
Aktivitäten mit Kindern
Den Kindern werden unterschiedliche Tätigkeiten angeboten. Das können sein:
- Bananen-Domino
- Vorlesegeschichte mit Verkostung: „Jomo und das Geheimnis der Fairen Schokolade“
- Vorlesegeschichte mit Verkostung: „Mit Paolo Orangen um die Wette pflücken“
- Rollenspiele zu fair und unfair
- Fairer Umgang untereinander: Kurs „Gewaltfreie Kommunikation“
- Singen von Weltliedern für Kinder
- Fahrrad- und Rollerralley
Ausflüge
Die Kinder erkunden verschiedene Örtlichkeiten in der näheren und weiteren Umgebung:
- Besuch Gewächshaus z.B. Bananenbaum ansehen
- Schmetterlingshaus im Elbauenpark
- Elbauenpark Dammwildgehege
- Besuch Wirtschaftshafen Magdeburg
- Besichtigung LKW (Ladekapazität)
- Ladenbesichtigung im Weltladen Magdeburg
- Besuch von Vitopia mit Genuss von fair produziertem Kakao und Kuchen
- Besuch von Läden auf der Suche nach Produkten mit Fairtrade-Siegel
- Besuch Biosphäre Potsdam
- Besuch Zoologische Gärten in Magdeburg, Leipzig und Halle (artgerechte Unterbringung, Vergleich mit Lebensraum der Tiere)
- Kontrast Zoo und Tierpark erarbeiten (hinsichtlich artgerechter Unterbringung)
- Besuch der Hallorenfabrik in Halle (Fairtrade- Schokolade)
Pflanzenpflege
Die Kinder lernen im Gewächshaus viele Pflanzen kennen und umsorgen auch in der Kita exotische Pflanzen. Sie erleben das Wachsen und Gedeihen. Sie erfahren, was die Pflanzen brauchen, um Früchte zu entwickeln. Dazu zählen:
- Pflege einer Bananenpflanze
- Pflege einer Kakaopflanze
- Pflege eines Zitronen- und Apfelsinenbäumchens
Verkostungen
Die Kinder verkosten und genießen verschiedene Lebensmittel. Teilweise sind diese aus fair produzierten Zutaten oder aus verschiedenen Ländern. Dazu gehören:
- Schokolade
- Brot mit Erdnussbutter, Banane und Sambal
- Brunnenkressesalat mit Banane und Haselnuss
- Bananen-Kokos-Reis
- Bananen- Mango-Eis
- Afrikanischer Bananenkuchen
- Gebackene Bananen
- Fairer Brotaustrich
- Faire Schoko-Crossies
Projekttage
Die Kinder beschäftigen sich bis zu mehreren Tagen mit einem Thema. Sie erleben unterschiedliche Aktivitäten in allen Bildungsbereichen:
- Projekttag zum Thema Wasser
- Projekttag für Familie und Freunde: Wir zeigen euch den fairen Handel
- Rund um die Welt – Fotoportraits von Familien aus 16 Ländern
- Kinderrechte - Projektwochen
Elternarbeit
Die Eltern werden im Rahmen der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft in die Aktivitäten einbezogen und zeitnah informiert. Sie unterstützen unter anderem bei:
- Faires Frühstück
- Informationen zu den verschiedenen Themen für die häusliche Umsetzung
- Mehrsprachige Informationen zum Beispiel zur Mülltrennung und zum Umgang mit Hunden
- Erweiterung der Eltern-AG „Nachhaltigkeit“ in „Nachhaltigkeit und Fairness“
- Elternnachmittage (Input fairer Handel und Siegelkunde, Modebranche und faire Kleidung, Elektroindustrie und faire Elektronik, Heimliche Botschaften und Vielfalt in Kinderbüchern)
- Informationen für Eltern zu Aktivitäten in der kitaeigenen Elternzeitung Murmelpost
Teamaktivitäten
Das Team steht hinter dem Gedanken der Nachhaltigkeit und Fairness und agiert auch in diesem Sinne. Die Mitarbeiter*innen bilden sich stets weiter:
- Teilnahme an der Faire Woche in 2021
- Einkauf von fair produziertem Kaffee, Tee und Kakao
- Aspekte schon in Morgenkreisen in allen Gruppen im 1. OG ansprechen
- Gruppenleiter*innen bestellen zu Weihnachten fair produzierte Geschenke
- Geschenke zu Weihnachten aus dem Weltladen Magdeburg
- Besuch der mobilen Vielfaltsbibliothek im Welthaus Magdeburg
- Tagestraining zu sozialen und interkulturellen Kompetenzen
- Tagesseminar zum Thema: Heimliche Botschaften in Kinderbüchern
- Auseinandersetzung mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, rechtlichem Rahmen, pädagogischer Haltung und Handlungsmöglichkeiten
Öffentlichkeitsarbeit
Unsere Aktivitäten werden innerhalb der Kita und über die die Grenzen hinaus bekannt gemacht, in der Hoffnung weitere Menschen für das Prinzip der Nachhaltigkeit zu begeistern. Dafür organisieren wir:
- Faires Frühstück mit Familien im Bundesproramm Kita-Einstieg
- Faires Frühstück mit Netzwerkpartnern
- Beiträge in der Murmelpost
- Aushänge in der Kita
- Infos auf unserer Website
- Info auf der Mandala-Seite bei Facebook
- Einbeziehung in die Organisation und Umsetzung der Feste der Kita Mandala
Netzwerkpartner
Wir arbeiten mit dem Weltladen Magdeburg zusammen. Die Mitarbeiter*innen kommen in die Kita und arbeiten mit den Kindern zum Thema Fairtrade. Die Kinder besuchen den Weltladen.
Fazit
In einem afrikanischen Sprichwort heißt es:
„Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“
Wenn wir beginnen, mit unseren Kindern und ihren Eltern kleine Schritte zu gehen, können wir das Gesicht der Welt und die Zukunft unserer Kinder verändern.